- Hamsun
- Hạmsun,1) Knut, eigentlich K. Pedersen, norwegischer Schriftsteller, * Garmostræe bei Lom (Gudbrandsdal) 4. 8. 1859, ✝ auf seinem Gut Nørholm bei Grimstad 19. 2. 1952; Sohn eines Handwerkers, der 1863 nach dem Flecken Hamsund auf der Insel Hamaröy (Nordland) übersiedelte, wo Hamsun aufwuchs und nach dem er sich später nannte. 1868 begann sein ruheloses Wanderleben (1883-85 und 1886-88 in Nordamerika) als Ladenjunge, Hilfslehrer, Straßenbahnschaffner, Arbeiter. 1888 veröffentlichte er in Kopenhagen Bruchstücke seines ersten Aufsehen erregenden Buches »Sult« (1890; deutsch »Hunger«) sowie bissige Kampfschriften über das amerikanische Geistesleben und gegen Zeitgenossen. Gefördert durch seinen deutschen Verleger Albert Langen, erlangte er mit seinen weiteren Romanen Weltruhm. - Hamsun kaufte 1918 das Gut Nørholm bei Grimstad in Südnorwegen, aus dem er im Laufe der Jahre einen Musterbetrieb machte. 1920 erhielt er den Nobelpreis für seinen Roman »Markens Grøde« (1917, 2 Bände; deutsch »Segen der Erde«), den Lobgesang auf den Bauern, der Wildnis urbar macht und Land kultiviert. Hamsun, der immer schon betont deutschfreundlich (und englandfeindlich) reagiert hatte, erließ 1940 bei der Besetzung Norwegens einen Aufruf an seine Landsleute zugunsten Deutschlands und veröffentlichte dann Artikel in den Zeitungen der Quisling-Partei. 1945 wurde er verhaftet und 1948 als Landesverräter zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. - Nach seinen für die Neuromantik der 90er-Jahre des 19. Jahrhunderts typischen Romanen (außer »Sult«, worin nur die Schilderung des Hungers selbst naturalistisch ist: »Mysterier«, 1892, deutsch »Mysterien«; »Pan«, 1894, deutsch; u. a.) bildet die Wanderertrilogie (»Under Høststjærnen«, 1906, deutsch »Unter Herbststernen«; »En Vandrer spiller med Sordin«, 1909, deutsch »Gedämpftes Saitenspiel«; »Den sidste Glæde«, 1912, deutsch »Die letzte Freude«) einen nächsten Höhepunkt. Die Segelfossromane »Børn av Tiden« (1913; deutsch »Kinder ihrer Zeit«), »Segelfoss By« (1915; deutsch »Die Stadt Segelfoss«) beschreiben den Übergang der bäuerlichen Gesellschaft in die moderne Zivilisation, der der Erzähler sehr skeptisch gegenübersteht. Bittere Satiren auf seine Zeit sind die Romane »Konerne ved Vandposten (1920; deutsch »Die Weiber am Brunnen«) und »Siste Kapitel« (1923; deutsch »Das letzte Kapitel«). Seine Werke zeigen allgemein starkes Naturgefühl, Glauben an eine alles durchwaltende Lebenskraft; Hamsun gestaltet oft das Irrationale im Handeln seiner einsamen Figuren. Späte Werke stellen diese auch vor das Altersproblem.Weitere Werke: Romane: Victoria (1898; deutsch); Sværmere (1904; deutsch Schwärmer); Det vilde kor (1904; deutsch Der wilde Chor); Benoni (1908; deutsch); Landstrykere (1927; deutsch Landstreicher); August (1930; deutsch August Weltumsegler); Men livet lever, 2 Bände (1933; deutsch Nach Jahr und Tag); Ringen sluttet (1936; deutsch Der Ring schließt sich).Novellen: Siesta (1897; deutsch Die Königin von Saba u. a. Novellen).Drama: Aftenrøde (1898; deutsch Abendröte).Autobiographie: Paa gjengrodde stier (1949; deutsch Auf überwachsenen Pfaden).Ausgaben: Samlede verker, 15 Bände (61963-64); Hamsuns brev., herausgegeben von H. S. Næss, auf 6 Bände berechnet (1994 folgende).Gesammelte Werke, herausgegeben von J. Sandmeier, 17 Bände (1921-36); Sämtliche Romane und Erzählungen, 5 Bände (Neuausgabe 1977); Werkausgabe in Einzelbänden, auf mehrere Bände berechnet (1994 folgende).M. Hamsun: H. (a. d. Norweg., 1959);A. Carlsson: Ibsen, Strindberg, H. (1978);T. Hansen: Der H.-Prozeß (a. d. Dän., 1979);Auf alten u. neuen Pfaden. Eine Dokumentation zur H.-Forsch., hg. v. H. Uecker, 2 Bde. (1983);R. Ferguson: K. H. Leben gegen den Strom (a. d. Engl., 1990);T. Hamsun: Mein Vater K. H. (a. d. Norweg., Neuausg. 1993).2) Marie, geboren Andersen ['anərsən], norwegische Schriftstellerin, * Elverum 19. 11. 1881, ✝ Gut Nørholm bei Grimstad 5. 8. 1969; war Lehrerin, dann Schauspielerin, seit 1909 mit 1) verheiratet; sie schilderte liebevoll und anschaulich das Leben und Fühlen der Kinder, schrieb Erinnerungen (»Under gullregnen« 1959; deutsch »Die letzten Jahre mit Knut Hamsun«).Weitere Werke: Smaadikte (1922); Bygdebarn, hjemme og paa sæteren (1924; deutsch Die Langerudkinder im Sommer); Barnebilleder (1925); Bygdebarn om vinteren (1926; deutsch Die Langerudkinder im Winter); Tripp og Trapp og Trulle (1932); Vintergrønt (1934).
Universal-Lexikon. 2012.